NEUE BARRIEREFREIE ERSCHLIESSUNGSKERNE, Sanierung von Mehrfamilienhäusern.

Nutzung:Mehrfamilienhäuser a 10 Wohneinheiten, Entwicklung von Prototypen zum seriellen Einsatz im Quartier
Ort: Stadtquartier San José de Obrero, Sevilla (S)
Auftraggeber: Hauseigentümergemeinschaft
Leistung: Entwurf bis Fertigstellung
Mitarbeit: Juan A. del Toro Salas, Pedro Rodríguez González (arquitecto técnico)
Statik: Fco J. Martínez Begara







Vorgefundene Stadtlandschaft:


Das zentrumsnahe Quartier aus den 50er Jahren besteht aus einer fünfstöckigen Zeilenbebauung. Kompakte, innen liegende Treppen erschließen immer zwei Wohnungen pro Stockwerk. Ein offenes Vestibül im Erdgeschoss ist auf ganzer Breite bis zur Treppe durchgesteckt, und stellt die wohlproportionierte Übergangszone zur Straße da. Hier findet Gemeinschaft und Kommunikation zwischen den Nachbarn und zum öffentlichem Raum statt. Die Treppen wurden ursprünglich durch innen liegende Fenster über die Waschräumen belichtet und belüftet, sind aber seit dem Einbau moderner Bäder weitgehend verloren gegangen. Der letzte Treppenlauf ist durch den Technikraum für die Stromzähler überbaut und endet in Dunkelheit. Eine winzige Luke stellt einen Wartungszugang zum Dach her, ist aber nicht zur Lüftung und Belichtung geeignet. Die Orangen- und Zitronenbäume in den Hinterhöfen kontrastieren mit Schatten, Frische, intensiven Farben und Aromen die Betriebsamkeit der Straßenseite. Das Quartier ist beliebt bei seinen Bewohnern, viele aus der ersten Generation sind jetzt in fortgeschrittenem Alter und teilen mit den jungen Familien das vitale Bedürfnis einer barrierefreien Erschließung ihrer Wohnungen.









Geometrische Lösung:

Die Entwicklung des neuen Erschießungskerns stellt sich in geometrischer und normativer Hinsicht als Grenzgang heraus. Nur durch den Nachweis, dass die neue kompensierte Treppe die Ausgangssituation auch in brandschutztechnischer Hinsicht nach empirischen Kriterien zu verbessern vermag, überzeugt schließlich die Genehmigungsbehörde. Die notwendige Überfahrt des neuen Aufzuges wird als Dachaufbau über die ganze Länge des Treppenraumes erweitert, nachdem die Stromzähler mit allen anderen technischen Anlagen im Erdgeschoss konzentriert wurden. Der Raum gewinnt an Höhe und wird jetzt natürlich belichtet, belüftet und sorgt im Brandfall für eine effektive Entrauchung. Die Ecken des Treppenraumes werden für die vertikale Leitungsführung abgekoffert.




Konstruktive Umsetzung::

Die neue Treppe soll den Lasteneintrag in die massiven Wände nicht erhöhen, auf maximale Kopffreiheit achten, d.h. möglichst wenig konstruktiven Unterbau aufweisen und einen schnellen Einbau bei laufendem Betrieb ermöglichen, ohne das enge Kostenbudget zu gefährden. Aus diesen Anforderungen erklärt sich die einfache Grundstruktur aus geradlinigen seitlichen Standardprofilen, die sich durch wenige Knicke an die Laufgeometrie anschmiegen. Rechteckige, parallel angeordnete Rohrprofile passen sich an die unterschiedliche Höhenentwicklung der seitlichen Auflager an. Sie sind als verlorene Schalung konzipiert und mit einer hochwertigen Einbrennlackierung versehen. Die intensiven Farben der Untersichten wurden unter den Nachbarn ausgehandelt, dienen der Identifizierung und schreiben sich als abstraktes Muster in die urbane Matrix des Quartiers ein.